Frankreich größter B2C-E-Commerce-Markt Europas

Europäischer E-Commerce Report[1] 2025

Der Europäische E-Commerce Report 2025 bietet eine umfassende Analyse der E-Commerce-Landschaft in 38 europäischen Ländern. Die aktuelle Erhebung  aktualisiert die wichtigsten Kennzahlen zum B2C-E-Commerce-Umsatz sowie zur Internet- und E-Shopper-Penetration, mit besonderem Fokus auf die EU-27.

Nominales Wachstum und Marktdynamik

Im Jahr 2024 stieg der gesamte europäische B2C-E-Commerce-Umsatz um 7 % – von 765 Milliarden Euro auf 819 Milliarden Euro. Zwar wuchs der Markt insgesamt, doch die Entwicklung verlief regional sehr unterschiedlich. Westeuropa, die größte E-Commerce-Region, verzeichnete mit 5 % das niedrigste Wachstum[2] und erreichte 466,5 Milliarden Euro, womit es unter dem europäischen Durchschnitt blieb. Deutlich stärker legten andere Regionen zu: Südeuropa um 9 % auf 182,9 Milliarden Euro, Zentraleuropa um 8 % auf 85,9 Milliarden Euro. Nordeuropa entsprach mit 7 % exakt dem europäischen Durchschnitt und erreichte 63,5 Milliarden Euro. Osteuropa war Spitzenreiter mit 18 % Wachstum und einem Umsatzanstieg auf 19,9 Milliarden Euro. Diese Unterschiede spiegeln den Reifegrad der Märkte, das Konsumverhalten und die digitale Infrastruktur wider. Für 2025 wird für ganz Europa ein Wachstum von 7 % prognostiziert – ein Zeichen für die anhaltend positive Entwicklung des Onlinehandels. 81 % des europäischen B2C-Umsatzes entfielen 2024 auf die EU-27.

Länderentwicklung

Betrachtet man die Länder einzeln, so weist Bosnien und Herzegowina 2024 das höchste Wachstum auf: plus 117 %, bedingt durch verbesserte Datenerhebung und eine angepasste Methodik. Dahinter folgt die Ukraine mit 92 %, die damit ihre Erholung nach früheren Störungen fortsetzt. Bulgarien (20 %), Estland (18 %) und Nordmazedonien (15 %) konnten ebenfalls stark zulegen. Am unteren Ende der Skala stehen Deutschland und Tschechien ohne Wachstum, während Finnland und Norwegen je 4 %, Dänemark, das Vereinigte Königreich und Österreich jeweils 3 % verzeichneten. Schweden meldete 11 %, wobei Wechselkurseffekte wie in den Vorjahren eine Rolle spielten.

2024 avancierte Frankreich zum größten B2C-E-Commerce-Markt Europas mit einem Umsatz von 175,3 Milliarden Euro. Dies ist auch auf eine neue Datengrundlage für das Vereinigte Königreich zurückzuführen: Ab sofort werden nur noch Online-Verkäufe von Waren erfasst, nicht mehr auch Dienstleistungen. Dadurch rutschte das Vereinigte Königreich mit 127 Milliarden Euro auf Platz zwei. Spanien überholte Deutschland mit 95,2 Milliarden Euro und liegt damit auf Platz drei, Deutschland folgt mit 94,0 Milliarden Euro. Italien erreichte 58,5 Milliarden Euro, Polen 43,4 Milliarden Euro. Diese Veränderungen beruhen sowohl auf realen Markttrends als auch auf Unterschieden in der Datenerhebung. Wichtig: Jedes Land verwendet eigene Methoden, insbesondere bei der Frage, ob Dienstleistungen berücksichtigt werden. Direkte Vergleiche sollten daher vorsichtig interpretiert werden.

Einfluss der Inflation

Nach einer hohen Inflationsphase von 6,1 % im Jahr 2023 sank die durchschnittliche Inflationsrate in Europa 2024 auf 2,6 %. Dadurch konnte das reale Wachstum des B2C-E-Commerce-Umsatzes 4,2 % betragen. Alle Regionen verzeichneten damit ein positives, inflationsbereinigtes Wachstum. Osteuropa blieb zwar Spitzenreiter mit 18 % nominal, kam real jedoch auf 10 % – ein Hinweis auf weiterhin hohe Inflation. Südeuropa wuchs um 9 % nominal und 7 % real, Zentraleuropa um 8 % bzw. 5 % real. Nordeuropa erreichte 7 % nominal, 4 % real. Westeuropa lag mit 5 % nominal und 3 % real am unteren Ende. Für 2025 wird ein ähnliches reales Wachstum erwartet – gestützt durch stabile Inflation und konstantes Marktwachstum.

Internetdurchdringung

Die Internetnutzung stieg in Europa 2024 von 92 % auf 93 %. Für 2025 wird ein Wert von 94 % prognostiziert – fast eine Vollabdeckung in der Altersgruppe 16–74 Jahre. Regional liegt Nordeuropa vorne mit 98 %, gefolgt von Westeuropa (96 %), Zentraleuropa (93 %) und Südeuropa (92 %). Osteuropa hinkt mit 85 % noch hinterher.

Einige Länder erreichten 2024 volle Abdeckung: Dänemark, die Schweiz, die Niederlande und Norwegen mit 100 %. Knapp dahinter liegen Island, Irland und Luxemburg mit 99 %, gefolgt von einer großen Gruppe bei 98 % – darunter Schweden, Finnland und das Vereinigte Königreich. Die meisten europäischen Länder überschreiten inzwischen die 90 %-Marke. Dennoch bestehen Unterschiede: Moldau liegt mit 64 % am niedrigsten, gefolgt von der Ukraine mit 79 %. Bosnien und Herzegowina, Bulgarien und Griechenland liegen bei 87 %, Kroatien bei 85 %. Diese Zahlen zeigen, wie weit Europa bei der Digitalisierung gekommen ist, aber auch, wo noch Aufholbedarf besteht.

E-Shopper-Penetration

2024 tätigten 73 % der Europäerinnen und Europäer (16–74 Jahre) Online-Käufe – ein Anstieg von 71 % im Vorjahr. Die Unterschiede zwischen den Regionen bleiben groß: Nordeuropa führt mit 84 %, dicht gefolgt von Westeuropa mit 83 %. Zentraleuropa liegt im Schnitt bei 73 %. Deutlich dahinter liegen Südeuropa (61 %) und Osteuropa (57 %) – mit viel Potenzial für weiteres Wachstum.

Irland liegt mit 95 % E-Shoppern an der Spitze, gefolgt von den Niederlanden (94 %) sowie Norwegen, Dänemark, Island und dem Vereinigten Königreich mit je 91 %. Am unteren Ende: Moldau (27 %), Montenegro (35 %), Albanien (38 %) und Bosnien und Herzegowina (44 %). Auch Bulgarien (50 %) und Italien (54 %) liegen klar unter dem europäischen Schnitt. Das verdeutlicht die unterschiedlichen Reifegrade der Märkte.

Chancen und Herausforderungen

2024 war für den europäischen E-Commerce ein Jahr mit Chancen und Herausforderungen. Wachstumstreiber waren steigende Nachfrage, zunehmende Digitalisierung und Innovationen in Bereichen wie Zahlungen, Logistik und KI. Konsumenten schätzen Komfort, flexible Lieferoptionen und bessere Einkaufserlebnisse. Kreislaufmodelle – etwa Second-Hand und Refurbished-Produkte – gewinnen an Dynamik, vor allem in Mode, Elektronik und Haushalt. Regierungen und Unternehmen prüfen, wie Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil genutzt werden kann.

Gleichzeitig bleiben die regulatorischen Rahmenbedingungen komplex. Viele Länder versuchen, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen, um KMU zu entlasten. Dazu gehören Pflicht-E-Rechnungen, digitale Plattformen und Online-Register. Doch es hapert oft an der Umsetzung. Besonders KMU fordern mehr Koordination, klarere Vorgaben und gezieltere Unterstützung.

Ein großes Problem ist die ungleiche Konkurrenz zwischen EU-basierten und außereuropäischen Anbietern, insbesondere aus Asien. Diese umgehen häufig Verbraucherschutz, Steuern oder Sicherheitsstandards – ein klarer Wettbewerbsnachteil für EU-Unternehmen. Zwar ist das Problem anerkannt, doch fehlen noch wirksame europäische Durchsetzungsmechanismen.

Nachhaltigkeit prägt zunehmend die Branche. Unternehmen investieren in umweltfreundliche Verpackungen, E-Fahrzeuge für Lieferungen und lokale Logistiklösungen. Konsumenten zeigen Bereitschaft, nachhaltigere Optionen zu wählen. Allerdings bleibt die Skalierung eine Herausforderung, vor allem für kleinere Händler.

Technologisch spielt KI eine immer größere Rolle – von personalisierten Einkaufserlebnissen über Kundenservice bis hin zu Preisoptimierung und Nachfrageprognosen. Doch digitale Kompetenzen und Infrastruktur fehlen besonders im KMU-Bereich. Zwar reagieren Regierungen mit Förderprogrammen und Digitalstrategien, doch nur 6 % der KMU erreichen die höchste EU-Digitalintensität.

Verbraucherverhalten im Wandel

Die Konsumgewohnheiten ändern sich: Hauszustellung bleibt Standard, aber Click-and-Collect und Paketstationen werden beliebter. Mobile Payments und E-Wallets legen zu, während in einigen Ländern Nachnahme noch verbreitet ist. Preisbewusstsein nimmt zu: Viele vergleichen grenzüberschreitend, verschieben Käufe oder greifen zu gebrauchten Produkten.

Fazit

Der europäische E-Commerce bleibt innovativ und anpassungsfähig, steht aber auch vor Herausforderungen: Regulierung, globaler Wettbewerb, Vertrauen und Nachhaltigkeit. Ein enger Dialog zwischen Wirtschaft, nationalen Regierungen und EU-Institutionen ist entscheidend, damit Europas digitaler Handel fair, widerstandsfähig und wettbewerbsfähig bleibt.

 

Fußnoten:

[1] euro commerce (at) euro commerce . eu  +32 2 737 05 98 Avenue des Nerviens 85, 3. Etage, B – 1040 Etterbeek 

[2] Die Umsatzzahlen für die Jahre 2020 bis 2025 wurden nachträglich angepasst, da sich die Datengrundlage für das Vereinigte Königreich geändert hat (ab 2024 nur Waren ohne Dienstleitungen und ohne Finanzmarkt). Dadurch wurden Umsatz, Marktanteil und Beitrag zum BIP (E-GDP) niedriger ausgewiesen. Dies beeinflusst auch die aggregierten Zahlen für Europa insgesamt, Westeuropa und das Vereinigte Königreich.

 

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